Beziehungen von heute

Kommunikation und Nähe

Früher hat man sich auf Reisen begeben und kam so in echte Kommunikation mit anderen Menschen. Ist ein Fremder gekommen, so wurde er gastfreundlich aufgenommen. Man hat versucht, ihm seine Geheimnisse aus der fremden Welt zu entlocken. Dadurch sind Beziehungen aufgebaut worden und es ist ein Verständnis für das Fremde entstanden. Romantik und Abenteuer lagen in der Luft.

In der heutigen Welt ist jeder vernetzt mit Smartphone, Tablet und Computer und verbringt die Zeit in diversen Chats: dies ist der Eintritt in das größte Lügen-Areal der modernen Menschheit! Man erzählt nicht mehr von Reisen und Erlebnissen, sondern beschreibt sich und seine Umgebung als völlig heile, unverletzbare, sichere und einzigartige Welt. Man gibt etwas vor, wo man gar nicht ist. Man beschreibt, was gar nicht stimmt. Es ist fast schon Normalität, dass fast jeder Satz in einem Chat auf „Schein“ aufgebaut ist – ein gegenseitiger Schein; denn ich spiele meinen Chatpartner etwas vor und er spielt mir was vor – angefangen vom Aussehen, vom beruflichen Umfeld, was man ist und was man hat ….

Heutzutage fliegt man irgendwohin und trifft dort im Hotel-Club oder am Strand Urlauber aus demselben Land. Man will die Würsteln und das gemütliche Bier von Zuhause auch im Fernen Osten nicht missen. Man macht viele Selfies und verschickt diese ins Soziale Netzwerk, um zu zeigen, wie weltbereist und cool man ist.

Dann sucht man sich noch schnell über eine App jemanden für den Sex. Und wenn es nicht gleich ab in die Kiste geht, ist weiteres Umwerben zu anstrengend. Oder nächsten Tag war der One-Night-Stand dann doch nicht der Märchenprinz oder die Märchenprinzessin. Warum sich die Mühe machen, jemanden wirklich kennen zu lernen, wenn die Auswahl im Netz so groß ist?

Wo lernen wir noch soziale Bindungen?

Es sind meist nur oberflächliche und sehr kurzfristige Bindungen, die heute eingegangen werden. Die nächste Generation verlernt so die Konfliktbewältigung in einer Beziehung. Das hat drei Gründe:

  1. Weil sich die jetzige Generation selbst vermehrt in solchen Plattformen tummelt
  2. Weil sie vermehrt in Single-Haushalten lebt
  3. Weil die jetzige Generation oft als Einzelkinder und in hohem Maße als Scheidungskinder aufwachsen.

Alle drei Punkte sind nicht gerade förderlich für den Aufbau oder die Pflege einer Beziehung. Aber Beziehungen sind wichtig – sogar lebenswichtig. Nicht nur zum Partner, auch zu Freunden, Verwandten und Bekannten. Und überall kriselt es mal in irgendeiner Form. Wer da gleich das Handtuch wirft, wird nie eine lange Beziehung halten können. Beziehung ist eine konstante, menschliche Arbeit an der Liebe. Deshalb ist es so wichtig, dass wir durch unsere Eltern und andere Vorbilder lernen, dass man eine Krise gemeinsam bewältigen kann.

Mehr Wissen findest Du hier ...